Tiefe Dankbarkeit den Befreiern

Am Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus gedachten viele Bürgerinnen und Bürger mit zahlreichen Veranstaltungen auch in Märkisch-Oderland der Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges, u. a. in Altlandsberg, Bad Freienwalde, Buckow, Müncheberg, Seelow und Strausberg.

Es waren vor allem junge Leute, die den würdigen Gedenkspaziergang der LINKEN und des Vereins der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN – BdA) am 8. Mai in Strausberg mit vier eindrucksvollen Audio-Installationen begleiteten. Auf dem Weg von der Geschäftsstelle der LINKEN bis zum Ehrenhain für die Opfer des Faschismus im Zentrum der Stadt erinnerten sie an vier Haltepunkten per Tonbandaufnahmen mit Erlebnissen von Zeitzeugen an das Ende des verheerenden Weltkrieges.

Am ersten Gedenkort konnten die zahlreichen Teilnehmer per Lautsprecher erfahren, wie der einstige SPD-Stadtrat und Kämpfer gegen die Hitler-Diktatur, Georg Kurtze, am 20. April 1945 eine weiße Fahne auf das Strausberger Rathaus hisste. An der nächsten Station wurde berichtet, wie der ehemalige Gefangene des KZ-Wulkow Klaus Scheurenberg das Heranrücken der Roten Armee erlebte. Die Tonbandaufnahme an einem weiteren Gedenkpunkt handelte vom Vorrücken der Roten Armee in und um Strausberg. Und schließlich am Ehrenmal war auf einer Aufnahme Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, zu hören mit Auszügen aus ihrem Offenen Brief an die Bundesregierung: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden“. Zum Abschluss des beeindruckenden Gedenkspazierganges legten Einwohner am Ehrenmal Blumen nieder. Zu ihnen gehörte der hiesige Bundestagskandidat, Niels-Olaf Lüders, der die vielen Opfer mit einem Blumengebinde der Linkspartei ehrte. Er war noch tief bewegt von dem emotionalen Gedenken, das er am Vormittag in Müncheberg erlebt hatte.

Berührende Schicksale, sinnloses Sterben

Am Sowjetischen Ehrenmal in Müncheberg hatte Bürgermeisterin, Uta Barkusky, (DIE LINKE) an Nikolai Iwanowisch Beljajew erinnert, gefallen am 16. April 1945, mit 22 Jahren. Der Unterleutnant hat auf dem heutigen Sowjetischen Ehrenfriedhof der Stadt seine letzte Ruhestätte gefunden. Über Social Media und mit Hilfe von „Druschba-global“ gelang es seinem Enkel jetzt, den Ort des Todes seines Opas zu finden. Er war einer von 258 sowjetischen Soldaten, die bei den Kämpfen um Müncheberg ihr Leben ließen. Dabei hätte die Stadt kampflos übergeben werden können. Das hatten die Nazis nicht zugelassen.

Viele Tränen der Trauer lösten sich nun nach 76 Jahren bei anwesenden Nachfahren des gefallenen Unterleutnants, als sie endlich an dessen Grab auf dem Ehrenfriedhof stehen konnten. Im Anschluss an die Schilderung der Befreiung der Stadt wollten viele Teilnehmer nicht gleich heim. Zu sehr hatte sie das Schicksal des gefallenen jungen Mannes und seiner Kameraden aufgewühlt. Es gab noch zahlreiche Gespräche mit dem Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Frank Hahnel, der Kreistagsabgeordneter Dietmar Barkusky (beide DIE LINKE) sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der VVN – BdA, der Bürgerinitiative „Müncheberg ist bunt“ und Teilnehmern der Druschba-Oder-Neiße-Friedensfahrt.

Meinst Du die Russen wollen Krieg?

Zur Gedenkstätte auf den Seelower Höhen waren am 8. Mai zahlreiche Teilnehmer auf Einladung der LINKEN gekommen. Stadtvorsitzende, Doris Richter, unterstrich die Bedeutung des traditionellen Gedenkens an diesem Tag und an diesem historischen Ort, trotz Pandemie mit den gebotenen Vorsichtsmaßnahmen. Das Lied „Meinst Du die Russen wollen Krieg“ auf Russisch und vom Band bildete den stark emotionalen Auftakt der Veranstaltung. Die Frage des Liedes beantwortete der Vorsitzende der Linksfraktion im Kreistag MOL und voraussichtliche Kandidat für die Landratswahl im September, Uwe Salzwedel, in seiner Rede: „Niemand will Krieg. Kriege haben noch nie ein Problem der Menschheit gelöst. Jeder Krieg ist ein Verbrechen. Was geht nur in denn Köpfen von Politikern vor, die immer mehr Rüstungsausgaben fordern?“ Salzwedel verwies auf die Konzerne, die an der Produktion von Waffen verdienten. Zudem würden offensichtlich Feindbilder gebraucht, um von sozialen Missständen in der Bundesrepublik abzulenken. Er kritisierte die feindselige Politik der Nato gegenüber Russland und die weitere Stationierung von Truppen an Russlands Grenzen. Er empfahl, lieber die Hand auszustrecken, als die Faust zu ballen.

Zum Abschluss des Gedenkens erklang das Lied „Kleine weiße Friedenstaube“.

In Buckow gedachten Mitglieder und Freunde der Regionalgruppe Strausberg des Verbandes zur Pflege der Tradition der NVA und der Grenztruppen der DDR der Millionen Opfer von Krieg und Faschismus, namentlich einer hier im April 1945 ums Leben gekommenen Flugzeugbesatzung.

Renate Adolph